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http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0221-2021080227845

Titel: Erfassung der aktuellen Kontaminationssituation bei Wildschweinen in Deutschland - Vorhaben 3617S52531
Autor(en): Fielitz, Ulrich
Herausgeber: Bundesamt für Strahlenschutz (BfS)
Sonstige Körperschaft(en): Dr. Fielitz Umweltanalysen
Erscheinungsdatum: 3-Aug-2021
Reihe(n): Ressortforschungsberichte zum Strahlenschutz ; 182/21
Reportnummer(n): BfS-RESFOR-182/21
URN(s): urn:nbn:de:0221-2021080227845
Zusammenfassung: Das Wildschwein (Sus scrofa) ist neben einigen Pilzarten das einzige Biomedium in Deutschland, das durch den Tschernobyl Fallout immer noch deutlich erhöhte 137Cs-Aktivitäten aufweisen kann. Als Basisgröße wirkt die regional unterschiedlich deponierte 137Cs-Aktivität. Die 137Cs-Kontamination von Wildschweinen wird durch mehrere Einflussfaktoren bestimmt und kann innerhalb von Monaten um 3 Größenordnungen variieren. Hirschtrüffeln und verfügbare Früchte durch Baummast spielen eine besondere Rolle. In diesem Forschungsvorhaben wurde die Kontaminationssituation von Wildschweinen in 3 Untersuchungsgebieten von 2017 – 2020, exemplarisch evaluiert. Die wegen ihrer 137Cs-Bodenkontamination und Wildschweinbestände ausgewählten Untersuchungsgebiete sind in Bodenmais/Bayerisch Eisenstein und Zusmarshausen (Bayern) und Dahn (Rheinland-Pfalz). Die Untersuchungen sind in 3 Arbeitspakete (AP1, AP2 und AP3) gegliedert. Im ersten Arbeitspaket wurde die Verteilung der Körpergewichte der Wildschweine aufgrund von recherchierten Erlegungsdaten aus den 3 Untersuchungsgebieten modelliert. Dazu wurden Prognosen nach 2 populationsökologisch unterschiedlichen Szenarien berechnet. Die Abschussdaten aus den Untersuchungsgebieten zeigen einen hohen prozentualen Anteil der Erlegungsgewichte bis 50 kg. Dabei handelt es sich überwiegend um Wildschweine im Alter bis 2 Jahre. Wenn die breite Basis eines Wildschweinbestandes von Jungtieren gebildet wird, deutet dies auf eine wachsende Population hin. Die Modellierung wurde für die zwei Szenarien, „günstige Bedingungen“ und „ungünstige Bedingungen“, durchgeführt. Die Gewichtsverteilung ändert sich bei ungünstigen Lebensbedingungen, insbesondere bei den unteren Gewichtsklassen: Beim Szenario „ungünstige Bedingungen“ stellen die ersten drei Gewichtsklassen bei den Erlegungen einen Anteil von 34%, beim Szenario „günstige Bedingungen“ sind es 45%. Der Grund dafür ist, dass insbesondere Frischlinge bei ungünstigen Lebensbedingungen weniger Gewicht zulegen und die Mortalitätsrate höher ist, als unter normalen oder optimalen Bedingungen. Die Gewichtsverteilung bei den Erlegungen am Beispiel einer Musterpopulation zeigt einen Peak der Häufigkeit (27,5%) für die Klasse 10 – 20 kg. Danach nimmt die Häufigkeit mit jeder Gewichtsklasse kontinuierlich ab. Das Thema des zweiten Arbeitspaketes war die Ermittlung der Biomasse und der 137Cs-Aktivität von Hirschtrüffeln (Elaphomyces spec.). Dazu wurden in jedem Untersuchungsgebiet an 15 Rasterpunkten Anzahl und Gewicht von Fruchtkörpern auf 4 Quadratmeter, bis zu einer Bodentiefe von 25 cm bestimmt. In Bodenmais waren die Biomassen mit durchschnittlich 319,9 g deutlich größer als in Zusmarshausen mit 184,2 g und Dahn mit 82,2 g. Der überwiegende Teil der Fruchtkörper wurde in allen 3 Untersuchungsgebieten im Bodenbereich von 8 -12 cm Tiefe gefunden. Es handelte sich fast ausnahmslos um die Warzige Hirschtrüffel (Elaphomyces granulatus). In deutschen Waldökosystemen ist in diesem Bereich häufig das Maximum der im Boden vorhandenen 137Cs-Aktivität zu finden. Von jedem Rasterpunkt wurde die 137Cs-Aktivität einer Hirschtrüffel an einem Reinstgermanium-Detektor gemessen. Die 137Cs-Aktivität von Hirschtrüffel, variierte innerhalb eines Untersuchungsgebietes deutlich. Die Spannweite der Messwerte reichte in Dahn von 226 Bq•kg-1 bis 5.638 Bq•kg-1 FS, in Bodenmais von 941 Bq•kg-1 bis 10.370 Bq•kg-1. In Zusmarshausen lagen die Werte mit 851 Bq•kg-1 bis 16.908 Bq•kg-1 am weitesten auseinander. Im dritten Arbeitspaket wurde die 137Cs-Aktivität von Wildschweinen untersucht. Dazu wurden aus den 3 Untersuchungsgebieten 451 Proben gemessen. Wie bei den Hirschtrüffeln war auch bei den Wildschweinen die Variabilität der Messwerte sehr groß, in jedem Untersuchungsgebiet variierte die 137Cs-Aktivität um 3 Größenordnungen. Die Spannweite aller Messwerte reichte von 2 Bq•kg-1 aus Dahn bis 17.326 Bq•kg-1 aus Bodenmais/Bayerisch Eisenstein. Wildschweine aus Bodenmais/Bayerisch Eisenstein hatten mit durchschnittlich 3.230 Bq• kg-1 deutlich höhere 137Cs-Kontaminationen als die aus Zusmarshausen (663 Bq•kg-1) und Dahn (240 Bq•kg-1). Allerdings gab es auch in Zusmarshausen mehrere Wildschweine mit deutlich höheren Messwerten: Der Maximalwert war 10.290 Bq•kg-1. Die 137Cs-Kontamination von Wildschweinen wird durch mehrere Einflussfaktoren gesteuert. Als Grunddisposition wirkt die Höhe der Bodenkontamination in den Untersuchungsgebieten. Die saisonalen Schwankungen der Messwerte sind wesentlich vom Nahrungsangebot und der Jagdstrategie beeinflusst. In Mastjahren fressen die Wildschweine im Herbst überwiegend die Früchte von Buchen und Eichen, die sehr wenig 137Cs-Aktivität enthaltenen. 2018 war ein Mastjahr: In Zusmarshausen betrug der Medianwert der 137Cs-Aktivität von Wildschweinen während der Mastperiode 16 Bq•kg-1. In den Monaten davor war die mediane Kontamination 6.869 Bq• kg-1, danach 1.234 Bq•kg-1. Aufgrund dieser Besonderheiten kommt der Jagdstrategie eine wichtige Bedeutung bei der Interpretation der Messwerte zu: In Dahn und Zusmarshausen erfolgt die Erlegung der Wildschweine überwiegend im Herbst/Frühwinter durch Gesellschaftsjagden, in Bodenmais/Bayerisch Eisenstein dagegen ganzjährig und überwiegend durch Einzeljagd. Daher stammten aus Zusmarshausen in der Zeit von September 2018 - Mai 2019 (Zeit der sehr geringen 137Cs-Kontamination) 47,6% aller Proben, aus Bodenmais/Bayerisch Eisenstein dagegen nur 9,3%. Diese Verhältnisse wirken sich entsprechend auf die statistischen Ergebnisse der 137Cs-Messwerte aus.
Thema / Themen:Ressortforschung

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